Fruchtbringer sein
Mal ehrlich: Sehnen wir uns nicht alle danach, Großes, etwas Bleibendes, etwas "Systemrelevantes" zu vollbringen? Das wär doch was, würden unser Name und unsere Eigenschaften lobend bekannt sein?! Tatsächlich ist dieser Wunsch von Sinn, von "Etwas-zustande-bringen-wollen", von Nachhaltigkeit und Fruchtbarkeit in uns alle hineingelegt. Und das ist gut so. Selbst in der Bibel lesen wir davon. Gott wünscht sich das quasi von uns. So sagt Jesus im Johannesevangelium: "Ich hab euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und dass eure Frucht bleibt." (Joh 15,16) Frucht bringen steht also in der Stellenbeschreibung jedes Christen. Frucht sein wollen ziemlich alle, Frucht werden weniger. Frucht sein bedeutet zu schmecken, nützlich zu sein, gebraucht zu werden, Mitgestalter zu sein. Frucht werden bedeutet erst einmal in die Erde gelegt zu werden, nichts zu verstehen, nichts zu sehen und nicht gesehen zu werden. Dann kommt endlich ein Keimling heraus. Aber diesem wird es nicht leicht gemacht. Schwere Erde liegt auf ihn, er muss mit aller Kraft gegen diesen Widerstand ankämpfen, um ans Licht zu kommen. Dann beginnt das mühsame, langsame Wachstum. War man in der Erde noch in Sicherheit, ist der kleine Sprössling nun Wind und Wetter und anderen Schädlingen ausgesetzt. Irgendwann kommt die Zeit der Blüte, ein Vorgeschmack der Frucht. Bienen surren herum, "Plötzlich bin ich wichtig", denkt die kleine Pflanze, der kleine Baum. Nach kurzer Zeit fallen alle Blüten ab. War alles umsonst? Und wieder beginnt eine lange Zeit des Wartens und Wachsens, wo sich Schritt für Schritt die kleine Frucht entwickelt. Endlich: aus der Blüte ist ein Apfel geworden, aus der Rebe eine Weintraube gewachsen. "Ich will, dass eure Frucht bleibt." Wenn die Frucht bleiben soll, wird sie konserviert, die Reben werden gepresst, Obst bei Hitze entsaftet, um später herrlichen, haltbaren Saft oder Wein gewinnen zu können. Ein weiterer unangenehmer Vorgang für die Frucht. Wenn du dich wirklich nach dauerhafter Frucht in deinem Leben sehnst, die über dein Leben hinausgeht, die bleibende Spuren noch in den nächsten Generationen hat, dann verrät Jesus uns einen Tipp: "Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht..." (Joh 15, 4-5).
BLEIBEN ist also das Stichwort. Bleiben in schwierigen Situationen und Herausforderungen, bleiben in der Erde, abwarten, ausharren, auch wenn es leichter wäre, alles hin zu werfen und die Situation zu verlassen, bei Gott bleiben, auch wenn ich vieles nicht verstehe....
AUFMACHEN ist ein weiteres Stichwort: sich entscheiden, Frucht bringen zu wollen, Ja sagen zum Gesätwerden, Ja sagen zum Widerstand, der kommen wird und den ich durchdringen muss......
Frucht werden ist ein Prozess, kein Geschenk. Prozesse erfordern Achtsamkeit, Ausdauer, Fokussierung. Wie gut ist es, wenn wir in unseren Prozessen zur Fruchtwerdung Menschen an unserer Seite haben, die uns unterstützen, motivieren, coachen und uns voranbringen. Es tut uns gut mit Menschen verbunden zu sein, die ähnlich unterwegs sind wie wir. Es tut uns gut, "Früchtevorbilder" zu haben, Leute, die diese Frucht schon haben, die den Weg, die Prüfungen und Gefahren kennen. Je länger du in der Erde warst, je mehr Zeit du dir für dein Wurzelwerk, dein Innenleben im Verborgenen nimmst, desto stärker, wirkmächtiger und ausdauernder wird deine Frucht sein. Es hat einen Grund, warum Gott dich nicht früher nach "Außen" schickt: weil du den Gefahren nicht gewachsen wärst, weil er mit dir noch Levels im Verborgenen hat, weil in dir noch etwas reifen soll, damit du zu seiner Zeit das Maximale, das für dich Vorbestimmte erreichen kannst.
Strohfeuer mit dünnen Wurzeln und lockenden Blüten gibt es viele. Du hast die Wahl: willst du Strohfeuer oder bleibend sein?
Biblische Früchte, die wir anstreben sollen, sind hier nachzulesen: Gal 5,22-26